Gastbeitrag: Flexibilität als Geschäftsmodell

Da ich selber einige Jahre im eigenen Start-Up im Flexibilitätsmarkt gearbeitet habe, finde ich den folgenden Beitrag besonders spannend! Vielen Dank an Peter von Innoloft, der im folgenden Artikel als Gastautor über Start-Ups im Flexibilitätsmarkt berichtet. Die Erlöse gehen in den Betrieb und die Weiterentwicklung von Regelleistung-Online 🙂

Trendreport analysiert “Flexibilität als Geschäftsmodell”

Der steigende Anteil wetterabhängiger erneuerbarer Energien macht das Einspeisen von Strom ins Netz zu einer unsteten Angelegenheit. Dies stellt das Energiesystem vor enorme Herausforderungen. Der Energiemarkt ist daher dringend auf Flexibilität auf der Erzeugungs- und Verbraucherseite angewiesen.

Wo Innovationen zuhause sind

Start-ups sind in der Wirtschaft ein starker Indikator für Innovationen, die in Zukunft große Bedeutung gewinnen werden. Die Gründer und Gründerinnen von heute arbeiten an Produkten und Dienstleistungen, die sich in fünf bis zehn Jahren zum Standard entwickeln werden. Etablierte und häufig langsamere Unternehmen tragen dieser Tatsache beispielsweise Rechnung, indem sie diese Startups übernehmen. So wurden im Bereich der “Flexibilität als Geschäftsmodell” mehrere große Akquisitionen bekannt: Senfal wurde von Vattenfall, Sonnen und Limejump von Shell übernommen, Engie investierte in Tiko. Dies zeigt den Glauben der etablierten Energiewirtschaft in die neuen Geschäftsmodelle. 

Die Analyse der Aktivitäten der Start-up-Welt ist deshalb ein Indikator für die Entwicklung des Markts. In diesem Blog-Post wird ein Auszug aus dem Trendreport blue oceans dargestellt. Für die Analyse wurde die Datenbank des digitalen Netzwerks Innoloft verwendet.

Gründungslandschaft im Wandel

Die Abbildung #2 zeigt, welche Kategorien die untersuchten Start-ups bedienen. Bei den zu Beginn der 10er Jahre gegründeten Unternehmen dominiert der Bereich der virtuellen Kraftwerke. Beispiele dafür sind Next Kraftwerke, Sonnen oder Sunverge: Sie aggregieren dezentrale Energiequellen und Batterien, steuern diese über das Internet in Echtzeit an und bieten den Netzbetreibern damit Flexibilität. Zeitgleich gründen vermehrt Teams im Bereich der smarten Verteilnetze und besonders im Feld der Demand Side Integration. Die jungen Unternehmen beginnen, Flexibilitäten von Stromverbrauchern an die Stromnetze anzubinden. In Deutschland waren die Preise für Regelenergie zu dieser Zeit höher als heute, was in der Folge kostenintensive Investitionen in die Flexibilisierung von industriellen Stromverbrauchern anregte. Während die virtuellen Kraftwerke ihre dominierende Bedeutung im Gründungstrend einbüßten, erreicht die Demand Side Integration in den Jahren 2013 und 2014 ihr Maximum. Senfal und Origami Energy sind bekannte Vertreter mit hohen erreichten Investments.

Von 2014 an wandelt sich die Gründungslandschaft wieder in Richtung des Stromhandels. In der Abbildung #2 sind das die rötlich eingefärbten Kategorien. Natürlich handeln auch die etablierten Start-ups mit ihren aggregierten, flexiblen Leistungen und halten umfassende Marktanteile. Gerade aus diesem Grund weichen die Neugründungen auf Geschäftsmodelle aus, die den Handel fokussieren. Das norwegische Start-up NODESmarket vereint beispielsweise als unabhängiger Marktplatz verschiedene Aggregatoren, Bilanzkreisverantwortliche, Microgrids und andere Verkäufer von Flexibilität.

Technologischer Fortschritt beeinflusst Geschäftsmodelle

Die Start-ups der ersten Stunde standen vor der Herausforderung, analoge Energie-Assets digitalisieren und aggregieren zu müssen. Dazu entwickelten sie neben Software häufig Hardware, um die Zielanlagen zu intelligenten und fernsteuerbaren Assets aufzurüsten. Heutzutage werden diese Anlagen von Herstellern wie Siemens oder GE bereits mit aktueller IoT-Technologie geliefert. Dementsprechend finden heute gegründete Start-ups andere Startbedingungen vor, schließen ihre Produkte an gegebene Schnittstellen an und konzentrieren sich auf die Optimierung ihrer Software.

Der technologische Fortschritt ermöglicht dahingehend Angriffspunkte durch fortwährend stärker werdende Künstliche Intelligenz (KI) und die ersten echten Use Cases der Blockchain nach dem Hype. Insbesondere die oben angesprochene Diffusion von IoT-Technologien in die Flotte industrieller Anlagen ermöglicht die Bereitstellung der benötigten Daten und Schnittstellen. Die 2018 gegründete Qantic GmbH trainiert ihre KI mithilfe umfassender Datasets, um Energiesysteme günstiger zu betreiben. Zukünftig möchte das Start-up seine Technologie auf das Demand-Side-Management und Virtuelle Kraftwerke übertragen. Im Jahr 2012 gegründet, baut LO3Energy inzwischen mit EVU gemeinsam lokale Marktplätze auf. Basis ist dabei die Blockchain-Technologie, die neue, digitale Energie-Services ermöglicht.

Fazit

Langfristig wird der Bedarf an Flexibilität durch die weltweit fortschreitende Energiewende wachsen und Umsätze für die teilnehmenden Unternehmen erzeugen. So gibt es verschiedene Geschäftsmodelle, die mit Flexibilitäten auf Erzeuger- und Verbraucherseite Erlöse generieren. Stadtwerke und Industrie sollten den Markt im Auge behalten und regelmäßig evaluieren, ob und wie ein wirtschaftlicher Business Case entstehen kann.

Über blue oceans

Gefällt Ihnen der Auszug? Innoloft und energate publizieren gemeinsam den Trendreport blue oceans. In diesem werden für Entscheider und Entscheiderinnen aus innovativen Energieunternehmen neue Geschäftsfelder analysiert. Anhand konkreter Fallbeispiele erhalten Sie Einblicke in den Nutzen verschiedener Geschäftsmodelle für Ihr Unternehmen. Klicken Sie hier, um eine Leseprobe herunterzuladen und den Report zu bestellen.

Der Gast-Autor Peter Hinßen ist Innovation Manager und für Innoloft einerseits Co-Autor von blue oceans und andererseits in innovativen Projekten mit verschiedenen Firmen involviert. Das Innoloft Netzwerk fördert Innovationen, indem es die innovativsten Akteure aus allen Technologiebranchen verbindet. 

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