Extremes Ungleichgewicht im Stromnetz
Bei den Streitigkeiten zwischen Serbien und dem Kosovo im März 2018 (siehe Spektrum der Wissenschaft) ist das Thema Netzfrequenz kurzfristig ins Interesse der großen Medien gerückt. Elektrische Uhren, wie z.B. am Herd, gingen um bis zu 5 Minuten langsamer als Funkuhren und viele hatten Angst, dass es dadurch auch zu Stromausfällen kommen könnte. Nachdem in der ENTSO-E wieder Ruhe eingekehrt ist, ist Zeit für eine kleine Analyse.
Wie nahe standen wir vor dem Blackout?
Betrachtet man den durchschnittlichen monatlichen PRL-Einsatz einer 1-MW Regelleistungseinheit, fällt der Monat März kaum auf. Mit 72 MWh wurden die Kraftwerke fast genau so stark gefordert wie z.B. im Oktober 2017. In der folgenden Grafik wurden jeweils positive und negative Abrufmengen addiert.
Betrachtet man jedoch den Anteil der 10-Sekunden Intervalle, der unter 49,95 Hz oder über 50,05 Hz liegt, wird deutlich, dass sich das Netz in dem Monat etwa doppelt so läufig außerhalb des 50 mHz Toleranzbandes bewegt hat. In der folgenden Grafik ist zu erkennen, dass das Netz im Februar 2018 zuerst außergewöhnlich stark negativ von der Sollfrequenz abgewichen ist und anschließend zwei Monate lang positive Abweichungen zeigt.
Fazit
Eine Verdopplung der Zeit, in der sich die Netzfrequenz um 50 mHz vom Sollwert entfernt, ist durchaus als kritisch einzustufen. Falls im Februar 2018 neben den Problemen in Serbien und Kosovo zusätzliche Kraftwerksausfälle aufgetreten wären, wäre das Netz mit Sicherheit an seine Grenzen gekommen. Die Tatsache, dass es mehrere Wochen gedauert hat, bis die Netzbetreiber den Vorfall erklären konnten, stimmt zusätzlich bedenklich. In Zukunft wird hoffentlich schneller gehandelt.
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